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Wenn ich eine Glaskugel hätte… – unser außergewöhnliches Schuljahr 2020/21

Ein außergewöhnliches, ereignisreiches und besonderes Schuljahr geht nun zu Ende. Wir mussten alle lernen, dass das Leben unerwartete Wendungen nimmt, auf die wir mit Flexibilität, Mut und dennoch nicht mit Leichtsinnigkeit reagieren konnten. Das Homeschooling, der Hybrid-Unterricht und schlussendlich der gewünschte Vollbetrieb haben in diesem Schuljahr für viel Stress gesorgt.        
Um einen tieferen Einblick in die verschiedenen Perspektiven unserer Schule zu bekommen, haben wir zum Ende des Schuljahres mit einigen Personen aus unserer Schule Interviews geführt, die wir für euch nun zusammengefasst haben:

 

Gespräch mit Herrn Jähne

Im vergangenen Jahr wurde auch die Schulleitung vor viele Herausforderungen gestellt. Die Organisation des Schulbetriebs mit den häufig wechselnden Hygienekonzepten und Vorgaben stellte die größte dieser Herausforderungen dar. Jedoch zeigt die Schulleitung dafür Verständnis, da die Entscheidungen des Ministeriums kurzfristig waren und an die jeweilige aktuelle Situation angepasst werden mussten.    
Auch wenn Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte die Situation insgesamt gut gemeistert haben, war vor allem nach der Zeit des reinen Homeschoolings eine “Schere” bei den Noten der Schülerinnen und Schüler zu erkennen, so Herr Jähne. Schülerinnen und Schüler, die gelernt hätten, selbstständig zu arbeiten und sich zu organisieren, wären zum Teil sogar besser geworden. Andere dagegen, die mit Organisation und Zeiteinteilung Probleme hatten, wären in den Leistungen eher abgefallen. Herr Jähne erklärte, dass die Folge mehr gute aber auch mehr schlechte Noten gewesen seien: Ein dünneres Mittelfeld ist entstanden. Ein weiterer Nachteil des Homeschoolings war, dass Rück- und Verständnisfragen oft nicht unmittelbar beantwortet werden konnten.
Herr  Jähne  sagte, dass die geteilten Klassen in der Phase des Wechselunterrichts von einigen Schülerinnen und Schüler durchaus als positiv wahrgenommen wurden, da der Unterricht deutlich entspannter war und Lehrkräfte mehr auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler eingehen konnte. Auch hier hätten vor allem die profitiert, die in der Woche zuvor zuhause selbstständig gut mitgearbeitet haben. Der Wunsch nach Normalität ist auch bei der Schulleitung groß. Ein Schulleben ohne Masken, Abstand und mit Schulfahrten, Konzerten, Theatern und Festen, wünschen wir uns sicherlich alle.

 

Gespräch mit Frau Jarschke

Doch auch, was das Organisatorische angeht, war es nicht immer leicht. Um hier einen besseren Einblick zu bekommen, haben wir Frau Jarschke interviewt. Sie sagte, dass es nicht immer einfach war, die Ministeriumsbeschlüsse – gerade mit Blick auf die Hygienepläne – umzusetzen. Neben ihren normalen Aufgaben, wie der Erstellung des Stunden- und Vertretungsplanes, kam die Vorbereitung des Testplanes sowie das Entwerfen von Raumkonzepten hinzu. Sie erzählte uns beispielsweise, dass sie dieses Jahr acht verschiedene Varianten unseres Schulstundenplanes für jede Klasse aufsetzen musste. In einem normalen Schuljahr seien es gerade einmal zwei. Somit war dieses Schuljahr auch für Frau Jarschke turbulent und extrem bestastend. Aus Lehrersicht konnte Frau Jarschke uns dennoch erzählen, dass das Homeschooling neben all seinen Herausforderungen an die Technik, den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften auch einen Vorteil für die Oberstufe darstellte. Dies war vor allem für die älteren Schülerinnen und Schüler eine gute Vorbereitung auf das Studium.           
Wie die Schulsituation in den nächsten Monaten aussehen wird, kann heute keiner vorhersagen. Auch Frau Jarschke war mit unserer Zukunftsfrage anfangs überfordert. „Wenn ich doch eine Glaskugel hätte!“, erwähnte sie beiläufig. „Alles, was Spaß macht und Schule so ausmacht – die Chöre, AGs, Fahrten, Jugend trainiert für Olympia etc. – das haben wir verloren. Da würde ich mir wünschen, in kleinen Schritten vorwärts zu kommen.“
Da Corona auch im nächsten Schuljahr sicherlich ein Thema sein wird, meint Frau Jarschke, dass der Sommer über vieles entscheiden könnte. Sie erwähnte abschließend: „Wir müssen unsere aller Gesundheit im Auge behalten.“ Dazu gehört auch, die Gesundheit unserer Mitmenschen im Blick zu behalten und selbstverständlich auch grundsätzlich Testungen durchzuführen und dem Impfangebot offen gegenüberzustehen. Dies sei ein wichtiger Punkt, den man zu aller erst befolgen sollte, denn nur dann können wir die Schule unbeschwert genießen! 

 

Gespräch mit den Schülern Jonas Zimmermann und Florian Eisenacher:

Das Schuljahr 2020/2021 war auch für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in Edenkoben herausfordernd. Erst das Homeschooling, das von Arbeitsaufträgen und Videokonferenzen geprägt war, dann der Hybrid-Unterricht mit den geteilten Klassen und schlussendlich der gewünschte Vollbetrieb. „Das Schuljahr war anders als sonst, man hat aber trotzdem vieles gelernt“, erklärten Jonas Zimmermann und Florian Eisenacher. Die beiden Jungs erzählten uns, dass sie mit dem Schulstoff während des Lookdowns gut zurecht kamen. Jedoch meinten sie, dass es teilweise zu viele Arbeitsaufträge gab, wodurch sie mehr Zeit mit diesen als mit dem eigentlichen Unterricht verbracht hätten. Das ständige Sitzen vor dem Computer brachte somit einige SchülerInnen  an ihre Grenzen. Dennoch haben die Schülerinnen und Schüler durch das Homeschooling auch viele neue Fähigkeiten erlernt, wie z. B. die Selbstorganisation oder auch die methodischen Fähigkeiten im digitalen Bereich. Auch brachte der Hybrid-Unterricht für die Schüler viele Vorteile mit sich: Wie kleinere Klassen, nicht so volle Busse oder mehr Fahrradparkplätze. Nachteile sahen Jonas und Florian darin, dass die Notengebung aus Schülersicht manchmal schwierig war. Die ausgefallenen Fahrten, wie die Wintersportwoche der Zehntklässler oder die Klassenfahrten der Siebtklässler, waren sicherlich enttäuschend, aber vielleicht kann etwas in Zukunft nachgeholt werden.

 

Gespräch mit Frau Hinrichs und Herrn Hein:

Im Gespräch mit Frau Hinrichs wurde schnell klar – das war kein normales Schuljahr! Besonders bedauernswert sei die lange Phase der Schulschließung gewesen, in der sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrer die gemeinsame Zeit vor Ort vermissten. Bei den vielen Videokonferenzen in älteren Jahrgängen seien die Rückmeldungen von Schülern oft nicht vorhanden gewesen. Das Zwischenmenschliche, also der direkte Kontakt von Schülern und Lehrern, fehlte über lange Strecken ganz.
Frau Hinrichs erwähnte weiter, dass es aus Lehrersicht besonders wichtig war, SchülerInnen trotz der fehlenden Nähe wahrzunehmen und sie möglichst individuell einzuschätzen. Herr Hein verwies in diesem Punkt auch auf schwächere Schülerinnen und Schüler, die sich mit selbstständigem Arbeiten schwertaten. Der Hybrid-Unterricht hatte einerseits den Vorteil, dass man weniger SchülerInnen im Raum sitzen hatte und dadurch einzelnen Schülern mehr Aufmerksamkeit schenken konnte. Andrerseits sei die Verbindung mit den zu Hause arbeitenden Schülerinnen und Schülern schwierig gewesen.
Gerade für den Personalrat des Kollegiums in Edenkoben ergaben sich zudem noch viele organisatorische Absprachen mit der Schulleitung und den verschiedenen Schulgremien bezüglich neuer Hygienepläne und der damit verbundenen Umsetzung innerhalb der Schule.
Lehrer mussten sich, so Frau Hinrichs, in diesem Schuljahr auf viele neue Dinge einstellen: Es erfolgte z. B. der Umstieg von Moodle auf Schulcampus, Lerninhalte wurden in vielen Fällen digitalisiert und online gestellt, Arbeitsaufträge mussten speziell an die Situation (der Hygienepläne) angepasst werden. Diesbezüglich führte Frau Hinrichs auch die internen Lehrerfortbildungen zu Moodle und Schulcampus an.
Letztlich war die Nutzung digitaler Inhalte im Fern- und Präsenzunterricht das große Plus des Lockdowns. Auch zukünftig werden die damit verbundenen Erfahrungen innerhalb der Schule von großer Bedeutung sein. Herr Hein sah darin – auch mit Blick auf die neuen digitalen Tafeln der fünften Klassen – eine Chance.
Aus Lehrersicht sah er jedoch problematisch, dass sich der Online-Unterricht als deutlich intensiver in der Vor- und Nachbereitung herausstellte. Viele Materialien mussten laut Herrn Hein von Lehrern selbständig digitalisiert werden. Zudem habe viele Kolleginnen und Kollegen das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit belastet. Alles in allem habe die Edenkobener Lehrergemeinschaft die technischen Angebote jedoch gut angenommen.
Wie es im Schuljahr 2021/22 aussehen wird, bleibt etwas spekulativ. Hoffnungsvoll würde sich Herr Hein ein ähnliches Arbeiten wie vor der Pandemie wünschen. Auch schulische Veranstaltungen und Feiern wären sicherlich schön. Realistisch betrachtet könnten aber Masken, Abstand und Hybridunterricht weiterhin den Schullalltag bestimmen.
Frau Hinrichs erklärte hierbei: „Auch eine Fünf oder eine Sechs ist kein Weltuntergang. Es gibt wirklich Wichtigeres im Leben und hoffentlich führt es für Schüler und Eltern dazu, nicht gleich zu verzweifeln.“

 

Gespräch mit Frau Höchst und Frau Hormuth (Sekretariat):

Das Sekretariat hat durch die Corona-Pandemie mehr Aufgaben als sonst erhalten: Das Richten der Corona-Tests und deren Dokumentation sowie anfangs das Bereitstellen der Masken für die Lehrer. „Wir konnten dennoch alle Herausforderungen gut meistern“, sagten Frau Höchst und Frau Hormuth im Gespräch.
Am meisten hat das Sekretariat jedoch die Schülerinnen und Schüler vermisst, da diese anfangs nur in dringendsten Notfällen in das Sekretariat gehen durften – wo doch das Sekretariat normalerweise die Anlaufstelle für Schüler ist. „Schließlich ist die Schule ohne Schüler keine Schule,“, erklärten die beiden Sekretärinnen.

 

Gespräch mit Herrn Fink (Hausmeister)

Auch für unseren Hausmeister Herrn Fink gab es einige Veränderungen im Berufsalltag: Der Aufbau der Teststraße, die Organisation des Einbahnstraßensystems und das Ausarbeiten der Wegekonzepte. Beispielsweise erzählte uns Herr Fink, dass der tägliche Aufbau der Teststraße ca. 30 Minuten und der Abbau ca. 15–20 Minuten dauerte. Eine echte physische Herausforderung! Da die ganzen schulischen Feste und Events dieses Jahr jedoch entfallen sind, blieb Herr Finks Stresslevel unverändert. Normalerweise musste er die Aula ca. zweimal wöchentlich für Veranstaltungen umräumen. Dennoch sagte Herr Fink, dass der Schule momentan etwas fehlen würde. Diese Empfindung haben wir momentan alle.

 

Gespräch mit Frau Westwood (Schulseelsorge):

Frau Westwood ist der Meinung, dass während der Corona-Pandemie vor allem der direkte Kontakt zwischen Lehrern und Schülern fehlte. Sie vermisse es, mit ihren Schülern Quatsch zu machen und zu lachen. Die Schülerinnen und Schüler hatten ja gerade in der direkten Zeit nach der Schulschließung wahnsinnigen Notendruck – der Spaß kam da sicherlich zu kurz. Außerdem erwähnte Frau Westwood, dass die Lehrer ihrer Meinung nach momentan vieles ein bisschen lockerer sehen sollten. So sei auch ab und an ein kleines Schwätzchen im Unterricht unter Schülern nach einer so langen Schließungszeit verständlich. Zum Thema Schulseelsorge meinte sie, dass sie tatsächlich vor Corona häufiger angesprochen wurde, da viele Gespräche zwischen „Tür und Angel“ in der Schule stattfanden. Während der Lockdownzeit fehlten die Kontaktmöglichkeiten. Das Schulseelsorgeteam wurde stattdessen hauptsächlich von anderen Lehrern oder Eltern auf Probleme hingewiesen. Von den Schülerinnen und Schülern selbst wurde die Schulseelsorge hingegen kaum kontaktiert. Generell wird das Angebot der Schulseelsorge eher von jüngeren Schülerinnen und  Schülern oder aus den eigenen Klassen des Schulseelsorgeteams wahrgenommen. Frau Westwood erklärte, dass dies an der Hemmschwelle läge, die bei Bekannten deutlich geringer sei. Des Weiteren seien Therapeuten momentan wahnsinnig überlastet, wodurch sich die Ansprachemöglichkeiten verringerten. Schlussendlich meinte sie: „Wir müssen versuchen Schülern und Schülerinnen aufzufangen, wenn es ihnen schlecht geht.“
(Anmerkung der Redaktion: Die Schulseelsorge ist übrigens jederzeit ansprechbar und bleibt vertraulich. Bei Problemen kann mit Frau Westwood und Frau Vonderheit Kontakt aufgenommen werden.)

 

 

Da wir alle die Situation in den nächsten Monaten nicht einschätzen können, hoffen wir dennoch auf ein besseres Schuljahr, in dem alles, was Schule ausmacht, realisiert werden kann.

 

Wir hoffen, dass euch unser Artikel gefallen hat und wünschen euch schöne Sommerferien!

Bleibt gesund!!!

 

Euer Schülerzeitungsteam

 


Durchführung der Interviews:

Johanna Gilcher, Leonie Greiffenhagen, Klaudia Osmólska, Klara Sättele


 Verfassen des Artikels:

Leonie Greiffenhagen, Klaudia Osmólska, Klara Sättele