Am Dienstag, den 21. Januar 2022, gab es zum zweiten Mal innerhalb eines Monats Theater im Gymnasium Edenkoben. Nach fast drei Jahren (Corona-)Pause konnte endlich wieder das Chawwerusch Theater Herxheim, seit vielen Jahren Kooperationspartner der Schule, seine Bühne bei uns aufbauen und es hat mit seinem intensiven Gastpiel "Alarm" zum Thema antimuslimischer Rassismus die Schüler*innen der Jahrgangsstufen 11 und 12 zum Nachdenken angeregt.
Entstanden aus einem Recherche-Projekt in Herxheim und Umgebung und unter der Regie von Ute Bansemir & Jan Deck wurde ein Theaterstück entwickelt, das vom Ministerium des Innern, Referat Krimimalprävention, für Bildungseinrichtungen voll finanziert wird. Es geht um Cem Gönül, "ein Schüler der Klasse 8b an der Anne-Frank-Gesamtschule, der seit einigen Tagen verschwunden ist. Auch die Eltern wissen nicht, wo er ist. Die Direktorin (Miriam Grimm) bittet die Klasse von Herrn Akbari (Ali-Kaan Aktürk) um Mithilfe: Wissen die Schüler*innen vielleicht, wo er ist? Haben sie eine Ahnung, warum er verschwunden sein könnte? Probleme in der Schule, mit Freund*innen, mit den Eltern? Oder hat Cems Verschwinden etwas mit seiner Religion zu tun oder sind das nur Vorurteile? Was wissen die Eltern, die Schüler*innen und Herr Akbari?
Gemeinsam versuchen die Rektorin und der Klassenlehrer dem Verbleiben des Schülers auf die Spur zu kommen, verstricken sich dabei in ihren Vorurteilen und in Halbwissen - und nicht zuletzt in ihrer eigenen Geschichte."
Das Kammerstück mit den beiden überzeugenden Schauspieler*innen wurde immer wieder durch "Flash-Backs" des Lehrers von seinen eigenen Erfahrungen mit positivem und negativem Rassismus und den Fantasien der Direktorin, bei der das Gerücht, Cem sei mit einem Mädchen mit Kopftuch befreundet gewesen, zu einem sich immer weiter zuspitzenden Kopfkino vom Überlaufen Cems zu einer Terrororganisation führt. Theatral überzeugten diese Einschübe mit wechselndem Lichteinsatz, einer Drehtafel und dynamisch eingesetzten Standbildern und machten besonders deutlich, wie zerstörend rassistische Stereotype und Vorurteile wirken können.
In der anschließenden sehr lebhaften Diskussion mit Miriam Grimm & Ali-Kaan Aktürk wurden nicht nur das Verständnis der Flash-Backs und den Fantasien der nicht überzeichneten und daher besonders überzeugenden Figur der Direktorin besprochen, sondern auch thematisiert, wie systemisch Rassismus in unserer Gesellschaft und in unser allen Köpfen vorhanden ist. So gab es viel Lob für das Chawwerusch-Theater und wir danken allen Beteiligten für diese Chance, sich mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzen zu können.
Fotos: Hannes Becker