Schuljahr 2016/2017

Theaterrezension zu "Das Dschungelbuch"

Am 28.03.2017 führten die DS-Kurse der MSS 13 des Gymnasium Edenkoben ihr selbst geschriebenes Stück „Das Dschungelbuch- jung, wild, affengeil" in der Aula der Schule auf. Darin geht es um die altbekannte Geschichte des Menschenjungen Mogli, der alleine im Dschungel von Wölfen gefunden und von einem Bären „Balu" und einem Panther „Baghira" aufgezogen wird. Gejagt wird er von seinem Feind, dem bösen Tiger Shir Khan. Ergänzend unterstützen selbst entwickelte Szenen die Haupthandlung lustig und modern erfrischend. Das Unterthema der Inszenierung lautet: Das Tier in jedem Menschen!

Geführt wird das Stück von zwei Erzählern bzw. zwei tierischen Bewohnern des Dschungels „Chill" und „Mo", die auf einer erhöhten Couch auf Punkt 7 des Neun-Punkte-Felds sitzen, d.h. hinten links auf der Bühne. Dabei wird von Beginn an deutlich, dass das Stück von vielen solcher jungendsprachlichen Ausdrücke begleitet und aufgelockert wird, und auch Bezug auf heute genommen wird. So gibt es Anspielungen bei Moglis Namensgebung auf Hannibal Vektor. Die Kulisse der Konfrontationsbühne war liebevoll gestaltet, durch viele Bäume und Netze mit Blättern kam die Atmosphäre des Dschungels sehr gut bei den Zuschauern an. Links und rechts neben der Bühne befand sich der Umkleideraum der Akteure, welcher auch benutzt wurde, um Geräusche aus dem Off zu fabrizieren und die Zuschauer auf nachfolgende Handlungen aufmerksam zu machen. Die Kostüme und die Maske wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Auch die moderne Technik ist genutzt worden, so stand ein Beamer auf der Bühne, der den Zuschauern einen im Stück vorkommenden WhatsApp-Verlauf vergrößerte.

Das Stück beginnt sofort mit einer eher modernen Interpretation der ursprünglichen Geschichte. So betrügt „Shishikan", der Freund von Shir Khan ihn mit einem Menschen, wobei das Kind Mogli entsteht. Shir Khan will das Menschenjunge töten, dieser wird jedoch zuvor von den Wölfen gefunden. Als bei einer Versammlung der Wölfe unklar wird, ob Mogli dem Rudel angehören darf, nehmen ihn Balu und Baghira bei sich auf. Schnell merkt der Zuschauer, dass im Dschungel noch mehr Tiere leben, teilweise mit starken Auffälligkeiten. So gibt es eine dicke tollpatschige Kuh, einen hochnäsigen Flamingo und einen sehr familiären Eisbären. Weiterhin gibt es auch prominente Tiere. Die aktuellen Staatsoberhäupter werden tierisch gemimt, als diese sich zum „UN Klimagipfel an der Wasserstelle" treffen, wobei Erdogan als Ziege dargestellt wird, was als Anspielung auf das Schmähgedicht von Jan Böhmermann zu verstehen ist. Weiterhin wird die momentan sehr rechts orientierte Seite der Welt durch Marine Le Pen, Donald Trump und Erdogan gezeigt, aber auch die sehr sozialengagierten Berühmtheiten wie Angela Merkel und Barack Obama treten auf. Dies alles geschieht mit sehr viel Witz, dementsprechend soll Barack Obama eine Affäre haben und sich über den Rassismus beklagen, da er als Zebra dargestellt wird und seine weiße und schwarzen Streifen weiterhin getrennt voneinander sind. Im weiteren Verlauf des Stückes wird Mogli von den bösen Affen entführt. Balu und Baghira sind sich sicher: nur die Schlange Kaa kann ihnen helfen ihren Freund wiederzufinden. Diese ist in dieser Auffassung von „Das Dschungelbuch" schizophren und hat zwei Persönlichkeiten. Zwischenzeitlich wird auf die Problematik der nicht so ganz ernst genommenen Treue im Dschungel aufmerksam gemacht, so findet kurzerhand ein Speeddating für die Tiere statt, aber auch Paartherapien werden in Angriff genommen. Später rettet Indiana Jones den Jungen Mogli von den Affen, als er dort ist um einen ihm gehörenden Kristallschädel zurückzufordern. Bei seinen Freunden angekommen muss Mogli seinem Feind Shir Khan gegenübertreten, da er sonst aufgrund der von dem Tiger ausgehenden Gefahr zurück in das Menschendorf muss. Dieser Kampf zwischen ihnen wird in Form eines Tanzbattles ausgetragen, das Mogli gewinnt. So endet das Stück.

Alles im allem kann man sagen, dass diese Aufführung eine sehr gelungen Inszenierung von einer bekannten Geschichte war, die sich zudem mit der aktuelle Problematik unserer Gesellschaft wie zum Beispiel Drogenkonsum, die Kurzweiligkeit der Beziehungen und Treue in lustiger, moderner Art und Weise auseinandersetzt. Die Technik war auf den Punkt präsent und im Unterricht gelernte Techniken wurden mit Bravour umgesetzt. Das Freeze, also das verharren in einer Haltung, wurde durch einen versteckt gerüttelten Baum oder durch ein knipsen mit der Fernbedienung eingeleitet und generell wurden die Züge des Epischen Theaters mit den neuen modernen Technologien verknüpft. Der politische Input wurde mit viel Charme und Witz klar dargestellt und auch die Besetzung der drei im Originalen männlichen, hier weiblichen Hauptcharaktere ist bestens gelungen.