Schuljahr 2015/2016

Der Weg ist das Ziel...

Erst vor ein paar Wochen bin ich wieder in Deutschland angekommen und es fühlt sich jetzt schon an, als wäre ich niemals weg gewesen. Aber während ich kanadische Musik höre und Diashows, Filme und Fotoalben für Familie, Freunde und die Schule erstelle, fange ich an zu realisieren, was ich dort alles erlebt habe und dass ich niemals vergessen kann, was ich dort gelernt habe. Ich denke, viele Jugendliche, die ebenfalls einen Aufenthalt wie ich durchgeführt haben, hatten viele Erwartungen, haben sich viele Ziele gesetzt oder ihren Trip für eine lange Zeit geplant. Ich habe es gemacht, weil ich gefühlt habe, dass es genau das Richtige zur richtigen Zeit für mich war und dass es der Weg ist, den ich gehen möchte und das ist auch mit Grund, warum ich den Titel „der Weg ist das Ziel" gewählt habe. Natürlich wollte auch ich mein Englisch verbessern und wissen, wie das Schulsystem in einem anderen Land funktioniert, wollte neue Freunde kennenlernen und herausfinden, wie es sich anfühlt, so weit weg, für so eine lange Zeit in einem komplett anderen Land zu leben. Aber eigentlich war es eine ziemlich spontane, mutige Entscheidung und ich habe noch viel mehr über mich selbst herausgefunden als ich dachte.

„Sometimes you don't know the real value of a moment until it becomes a memory.", war der letzte Spruch, den ich auf der kleinen Tafel in meinem Zimmer hinterließ. Ich habe das geschrieben, weil ich wusste, dass ich genau das fühlen und durchmachen werde, wenn ich auf die riesige Kanadaflagge schaue, die gemeinsam mit einer Lichterkette über meinem Bett hängt und über all die Erinnerungen, die ich dort gemacht habe, nachdenke. Ich bin definitiv ein bisschen sentimental, aber es zeigt mit vor allem, wie dankbar ich bin für so vieles und wie sehr ich jeden Begleiter, den ich auf meiner Reise hatte, zu schätzen weiß.

Die erste Sache, für die ich so unglaublich dankbar bin, ist die zweite Familie, die ich in diesem schönen Land gefunden habe und dass ich weiß, dass deren Tür immer für mich offen stehen wird und meine auch für sie. Man lernt die Dinge, die man zuhause hat zu schätzen aber man ist auch fähig, die Dinge, die man im Ausland mag, zurück in dein Heimatland zu nehmen, um das für dich bestmöglichste Leben zu leben. Ich habe mich immer integriert und willkommen gefühlt und wusste von Anfang an, falls alles schiefgehen sollte, sie mich nicht im Stich lassen würden. Ich weiß außerdem, dass ich immer mit ihnen verbunden bleiben werde und kann es kaum erwarten, bis wir uns wieder gemeinsam kaputtlachen werden.

Ich habe festgestellt, wie wichtig es ist englisch sprechen zu können und wie wundervoll es ist, andere Sprachen zu lernen und jetzt, nach meinem Aufenthalt in Kanada, weiß ich es nur umso mehr zu schätzen. Englisch verbindet Menschen. Ich habe Menschen von überall auf der Welt getroffen, aber weder sie noch ich kannten die Sprache des jeweilig anderen. Aber jeder war in der Lage Englisch zu sprechen, sodass wir miteinander kommunizieren konnten. Es ist einfach ein tolles Gefühl, eine andere Sprache flüssig sprechen zu können, mit ihr zu spielen, neue Ausdrücke und Wörter zu lernen. Manchmal ist es auch schön, wenn du über das, was du sagen möchtest nachdenken MUSST, weil es dir auch hilft, vorsichtiger zu sein, mit dem was du sagst oder wie du es sagst. Viele Menschen realisieren oft gar nicht, wie manches bei anderen ankommt oder sie beeinflusst. Eine andere Sprache zu sprechen hat mir geholfen über etwas zweimal nachzudenken, bevor ich es laut ausspreche.

Was mir auch sehr geholfen hat, war die unglaublich beeindruckende Natur und Landschaft, von der ich umgeben war. Das Meer, die Berge, der Wald, die Großstadt, kleine Dörfer. Alles war da und alles war wunderschön. Ich habe noch nie so etwas gesehen. Hier in der Pfalz, leben wir ja nicht wirklich an einem See oder nah am Meer. Ich kann also nicht einfach ans Wasser laufen, dort einen Kaffee trinken oder zu Abendessen jede Busfahrt genießen. Hier haben wir unzählige Weinreben um uns herum, also kann ich mich echt nicht beschweren. Aber das Meer ist wie...du kannst einfach stundenlang am Ufer sitzen und ich würde mich als der glücklichste Mensch auf der Welt bezeichnen.

Aber was meinen Aufenthalt eigentlich so unbeschreiblich gemacht hat: Ich hatte kein einziges Mal Heimweh und das ist nicht, weil ich meine Leute in Deutschland nicht vermisst habe. Aber ich wusste, dass meine großartige Familie, Freunde und Hobbys auf mich warten und mich mit offenen Armen und Herzen empfangen würden. Dadurch war es so viel leichter, meinen Aufenthalt zu genießen und es würde nichts ausmachen, wenn alles schnell vorbeigehen würde, weil ich noch ein anderes Leben habe, das ich leben möchte. Ich habe immer zu allen gesagt:

„Ich hasse es mich zu verabschieden, es ist schrecklich." Aber meine Gastmama sagte zu mir: „ Jedes Mal, wenn ich mich von jemandem verabschiede, kann ich wieder Hallo sagen zu meinen anderen Leuten und das in einem komplett anderen Ort auf dieser Welt. Was also mit mir am Flughafen passierte: Ich habe geweint und zwar sehr viel. Aber zur selben Zeit habe ich gelacht. Das beschreibt, wie ich fühle und denke über meine ganze Reise und dass es hätte nicht besser laufen können. Natürlich waren das Tränen aus Traurigkeit aber vor allem Freudentränen und ich bin so dankbar, dass ich so weinen konnte. Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen inspirieren bald eure nächste Reise anzugehen, denn das Leben ist wie ein Buch und diejenigen die nicht reisen, lesen nur eine Seite...

Lina Schneeganß, MSS11